04.09.2015 - 15:28 [ Antikörperchen ]

Georg Heym – Der Krieg

1 Aufgestanden ist er, welcher lange schlief,
2 Aufgestanden unten aus Gewölben tief.
3 In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt,
4 Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand.
5 In den Abendlärm der Städte fällt es weit,
6 Frost und Schatten einer fremden Dunkelheit,
7 Und der Märkte runder Wirbel stockt zu Eis.
8 Es wird still. Sie sehn sich um. Und keiner weiß.
9 In den Gassen faßt es ihre Schulter leicht.
10 Eine Frage. Keine Antwort. Ein Gesicht erbleicht.
11 In der Ferne wimmert ein Geläute dünn
12 Und die Bärte zittern um ihr spitzes Kinn.
13 Auf den Bergen hebt er schon zu tanzen an
14 Und er schreit: Ihr Krieger alle, auf und an.
15 Und es schallet, wenn das schwarze Haupt er schwenkt,
16 Drum von tausend Schädeln laute Kette hängt…