Geheimschreiben des preußischen Innenministers vom 4. März 1914 an den Regierungspräsidenten in Wiesbaden:
„In dem mir schriftlich überreichten Berichte des Polizeipräsidenten in Frankfurt am Main vom 25. November vergangenen Jahres betreffend die von der sozialdemokratischen Agitatorin Luxemburg am 26. September im Stadtteil Bockenheim gehaltene Rede, ist mir aufgefallen, daß keine polizeiliche Überwachung dieser Versammlung stattgefunden, die Polizeibehörde sich vielmehr damit begnügt hat, eine Privatperson zur Beobachtung des Verlaufs der Versammlung in diese zu entsenden. Die Gründe, welche der Bericht für die Unterlassung der fomellen polizeilichen Überwachung der Versammlung anführt, vermag ich nicht für durchschlagend zu erachten, bin vielmehr der Ansicht, daß die Frankfurter Polizeibehörde der Wirkung, welche die Luxemburg mit ihren Reden auf die Versammlungsbesucher auszuüben pflegt, nicht genügend Rechnung trägt. Ihre leidenschaftlichen Reden machen auf die Zuhörer regelmäßig einen starken Eindruck, und dieser Umstand im Verein mit der Erwägung, daß die Genannte als Vertreterin der radikalsten Anschauungen der Sozialdemokratie bekannt ist, legten es nahe, offiziell einen Überwachungsbeamten mit der Kontrolle der Ausführungen der Rednerin in der Versammlung am 26. September zu beauftragen. (–)“
im Auftrag gezeichnet (Friedrich Theodor) Freund (1861–1924, Geheimer Oberregierungsrat, ab 23. Oktober 1918 Unterstaatssekretär im preußischen Innenministerium, ab 1920 unter SPD-Ministern Staatssekretär und maßgeblicher Autor der neuen preußischen Verfassung – d. Red.)