SB: Wie stark ist hier der Widerstand gegen die Gentrifizierung? Hat er überhaupt eine Stimme, oder walzen die PR-Maschinerien dieser finanziell bestens ausgestatteten Institutionen alles nieder? Stoßt ihr in der Bevölkerung auf Resonanz?
Jörg: Immer mehr Bewohner dieses Stadtteils nehmen unseren Widerstand wahr. Das wurde bei unserem heutigen Rundgang deutlich, an dem auch sichtbar unautonome Leute interessiert teilgenommen haben, also nicht nur Leute aus der Szene, sondern auch der eine oder andere aus Bürgerinitiativen, die lange Zeit mitgespielt haben und bei den Beteiligungsformaten brav mit dabei waren, weil sie meinten, etwas zum Nutzen des Stadtteils tun zu können. Denn sie glaubten den Versprechungen von IBA und igs, daß die vielen baulichen Veränderungen ganz im Sinne des Stadtteils wie auch der Bewohner erfolgen würden.
Viele glaubten, die Neugestaltung eines Stadtteils habe automatisch überwiegend positive Veränderungen zur Folge. Nun sind Leute, die manches fehlinterpretiert haben, aufgewacht und sehen, daß die Investitionen größtenteils überhaupt nichts mit Wohnqualität zu tun haben. So mancher Bürger Wilhelmsburgs hatte sich engagiert und gute Vorschläge eingebracht. Doch die sind nicht umgesetzt worden, dafür wurden irgendwelche anderen Dinge, die hier niemand braucht, verwirklicht. Ich glaube, bei diesen Gruppen, die bisher bei IBA und igs mitgespielt haben, steht jetzt eine Neuorientierung bevor.