Die Wähler stellten damit der tschechischen Demokratie 24 Jahre nach der Samtenen Revolution ein schlechtes Zeugnis aus. Das Wahlergebnis wirkt wie ein Sprengsatz im bisherigen politischen System Tschechiens. Insgesamt zogen sieben Parteien ins Abgeordnetenhaus ein. Die sozialdemokratische ČSSD geriet in eine innerparteiliche Krise. Eine Regierungsbildung wird durch die Zersplitterung des Parlaments sehr kompliziert. Die Bildung einer Koalitionsregierung könnte mehrere Monate dauern. Staatspräsident Zeman wird durch die Schwächung des Parlaments gestärkt.
Die großen und teilweise auch unrealistischen Hoffnungen, die die tschechische Bevölkerung nach der Wende hatte, erfüllten sich im Verlauf des Transformationsprozesses nicht. Dagegen sieht man in den letzten Jahren eine wirtschaftliche Stagnation verbunden mit dem Anstieg der Arbeitslosigkeit, eine Häufung von Berichten über die verbreitete Korruption, Skandale in der Politik und damit einhergehend einen allgemeinen Verfall der politischen Kultur. Den Höhepunkt erreichte diese Entwicklung mit dem Sturz der Nečas-Regierung im Juni dieses Jahres in Zusammenhang mit einem Korruptionsskandal und dem Verdacht des missbräuchlichen Einsatzes der Militärgeheimdienste (mehr in KAS-Länderbericht 06/13).
Erschwerend kam der eigenwillige Umgang von Staatspräsident Miloš Zeman mit der Regierungskrise und die extensive Auslegung seiner Machtbefugnisse hinzu, was zu einer Destabilisierung des parlamentarisch-demokratischen Systems führen könnte.