06.06.2013 - 19:15 [ PHASE 2 ]

Optimieren statt Überschreiten? Über die Verbindung von Techno, Rausch und Kapitalismus

Die Parallelen zum flexiblen und dynamischen Kapitalismus neoliberaler Prägung sind auffällig. Genuss und Arbeit ergänzen sich oder fallen bisweilen zusammen, exzessive Momente sind immer schon eine ökonomische Ressource. Der Rückgriff auf eine von Ecstasy verschönerte Normalität suggeriert, dass eine Überschreitung im Rausch mangels Grenze nicht mehr denkbar ist. »Angesichts des pandemischen Über-Ich-Befehls Genieße! Intensiviere! Hab’ keine Bedenken! [lässt sich] das eigene Tun schwerlich als subversives empfinden«.? Wenn die kapitalistische Arbeitswelt selbst Exzess und Überschreitung ist, dann verlieren Rauschzustände ihre subversive Note. Wenn selbst »der Einspruch, die Verweigerung, die Regelverletzung […] Wettbewerbsvorteile versprechen« können,? dann ist die Grenze verschwunden, deren Übertretung die politische Kontur von Rauschzuständen beispielsweise in den 1960er Jahren markierte. Slavoj Žižek argumentiert, dass die »spätkapitalistische ›freizügige‹ Gesellschaft, die völlig im Bann der Über-Ich-Aufforderung ›Genieße!‹ steht, den Exzess zum eigentlichen Prinzip ihres ›normalen‹ Funktionierens« erhebt.