Es bleibt rätselhaft, was den FDP-Vorsitzenden Westerwelle veranlaßte, Anfang 2003 eine Art Amoklauf gegen die Gewerkschaften zu beginnen. Die Gewerkschaften waren so schwach wie nie zuvor. Allein die Arbeitslosigkeit machte ihnen mächtig zu schaffen. Bei allen Gewerkschaften sanken die Mitgliederzahlen, ihre Finanzlage war desolat. Auch der politische Einfluß war ihnen abhanden gekommen, denn die SPD, die den größten Teil ihrer Geschichte eng mit den Gewerkschaften verbunden war und als deren politischer Arm fungierte, war spätestens unter Schröder ins Unternehmerlager abgedriftet.
Vielleicht war es gerade diese Schwäche der Gewerkschaften, die Westerwelle zu seinen Attacken ermutigte. Für einen politischen Winzling wie die FDP wäre es riskant gewesen, sich mit starken Arbeitnehmervertretungen anzulegen. Unter den gegenwärtigen Umständen ging sie kein sonderliches Risiko ein.