Tatsächlich waren deutsche Offiziere zumindest punktuell sogar selbst in den Genozid an den Armeniern involviert. Der Generalstab des osmanischen Heeres, der von Bronsart von Schellendorf geleitet wurde, erstellte die Vorlage für das am 27. Mai 1915 verabschiedete Deportationsgesetz, das die Verschleppung der gesamten armenischsprachigen Bevölkerung in die syrische Wüste vorsah. Manche Historiker sind der Auffassung, Bronsart von Schellendorf sei sogar der „organisatorische Kopf hinter den Deportationen“ gewesen. Deutsche Militärs trugen nicht nur dazu bei, armenische Widerstandshandlungen mit Waffengewalt niederzuschlagen. Zumindest einer von ihnen, Oberleutnant Karl Anton Böttrich, der Leiter der Eisenbahn- und Transportdivision im osmanischen Generalstab, hat eigenhändig einen Deportationsbefehl unterzeichnet, nämlich denjenigen gegen die armenischen Arbeiter, die beim Bau der Bagdadbahn beschäftigt waren. Franz Günther, Vizepräsident der Anatolischen Eisenbahn, urteilte erschüttert: „Man muss in der Geschichte der Menschheit weit zurückgehen, um etwas Ähnliches an bestialischer Grausamkeit zu finden wie die Ausrottung der Armenier in der heutigen Türkei“.