RU: Herr Avnery, vielleicht wird es manche Zuhörer wundern, weshalb Sie so gut deutsch sprechen. Wie kommt das?
Uri Avnery: Ich bin in Deutschland geboren. In Beckum in Westfalen. Ich bin in Hannover aufgewachsen bis zu meinem zehnten Lebensjahr und 1933 sind meine Eltern mit mir aus Deutschland ausgewandert ins damalige Palästina. Ich habe noch ein halbes Jahr das dritte Reich miterlebt.
RU: Können Sie sich noch an die damalige Zeit erinnern? Sehen Sie da Parallelen zu der heutigen Zeit?
Uri Avnery: Ich habe das Ende der Weimarer Republik mitgemacht. Ich war damals neun Jahre alt und habe aber sehr klare Impressionen von damals. Die habe ich mitgenommen und darum haben Leute wie ich, die aus Deutschland kommen und in meinem Alter sind, irgendwie immer so eine kleine Lampe im Kopf, die ein rotes Licht erscheinen lässt, wenn ich mit offenen oder auch verborgenen faschistischen Tendenzen zu tun habe. Und ich bin immer auf der Wacht nach solchen Anzeichen in Israel.