27.06.2018 - 09:19 [ Mesopotamische Gesellschaft ]

MESOP : Zur Psychopathologie „des politischen Trottels!“ / Rudolf Brandner – Analytik des Gutmenschen

„Dieses Erlösungsmodul des Gutmenschen zur Befreiung des Menschen von aller Negativität liegt aber ganz im Gefühl, in der affektiven Befindlichkeit negationsfreier Güte, die sich nun als idealisches Postulat negationsfreien Seins an beliebigen Realitäten zu schaffen macht. Daran erfährt er aber ihre Widerwärtigkeit, sich nicht so ohne Weiteres entnegativieren zu lassen. Was ist schuld daran? Das Negationsverhalten der Menschen — und dieses gilt es in erster Linie zu tilgen. Womit und wodurch? Durch die Totalität des Gefühls, das die Idealität des Guten als Seinsollendes in sich birgt. Der Affekt gibt das Gute als Unmittelbarkeit der Befindlichkeit. Unvermittelt durch den Gegensatz bleibt es, in sich labil, die bloße Eingenommenheit durch das Gefühl eines Heilvollen, das bewusst- und reflexionslos rein suggestiv vereinnahmt. Anders als das ne-gations- und widerspruchfreudige Erkenntnisverhalten der Vernunft, das seine sachlichen Einsichten nur im Durchgang durch die Gegensätze als reale und in sich gefestigte Überzeugungen gewinnt, konstituiert sich das Gefühlsgute als labile, in sich ungefestigte Totalität, die sich zu dem entgegengesetzten Anderen deshalb nur affektiv als totalitäre Ausschließlichkeit verhalten kann.“
Aus : (TUMULT – Vierteljahresschrift für Konsenstörung)