(11.September 2005) Die nach dem 11. September 2001 oft vorgelegte Diagnose, die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit würden sich zunehmend auflösen, enthält ungeklärte Anfragen an die massenmediale Moderne. Verhalten sich z.B. viele Menschen bei Katastrophen wie in New Orleans nicht auch deshalb gemäß rechtsfreien Wildwest-Mustern, weil sie das aus ungezählten Katastrophen-Thrillern als „übliche Verhaltensweise“ so kennen und für rein zivile Ordnungsmodelle in Krisenfällen gar kein Bildbewusstsein vorhanden ist? Welche Folgen ergeben sich aus der Weltbildproduktion durch global agierende Kommunikationsmonopole für die gesamte Zivilisation?
Bilder zu erzeugen, denen andere Glauben schenken, das gehört nach Hannah Arendt zum Wesen politischer Macht.