Die Appelle, die EU endlich umfassend zu militarisieren, um auf Augenhöhe mit den Vereinigten Staaten zu gelangen, fallen auch deshalb so eindringlich aus, weil ähnliche Bemühungen seit mehr als zehn Jahren erfolglos bleiben. Auf eine gemeinsame Europäische Sicherheitsstrategie etwa hatte sich die EU bereits 2003 geeinigt; die EU Battle Groups, die unmittelbar in Kampfeinsätze entsandt werden können, sind seit dem 1. Januar 2007 interventionsbereit, aber noch nie tatsächlich eingesetzt worden. Die Hürde, die dafür noch überwunden werden muss, ist offenkundig höher als gedacht. Auch dadurch erklären sich bemerkenswerte Zuspitzungen in der Argumentation. So hat etwa der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament, Elmar Brok (CDU), mit Blick auf Trumps Wahlsieg geäußert: „Die globale Ordnung wird sich durch dieses Wahlergebnis dramatisch verändern“. Die EU müsse daher „in der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik enger zusammenrücken“. „Angst kann zu Einigung führen“, erklärte Brok, um fortzufahren: „Josef Stalin war der erste Einiger Europas. Donald Trump hat in gewisser Weise die Chance, der zweite zu werden.“