Das Milieu, dem Angela Merkel mit ihren wiederkehrenden Auftritten Ehre erweist, zeichnet sich durch einen immer offeneren Revisionismus aus. Dies gilt nicht zuletzt für BdV-Präsidentin Steinbach. Steinbach, die Merkel am Mittwoch persönlich begrüßen wird, hatte etwa vor einigen Jahren den von Deutschland überfallenen Staaten Ost- und Südosteuropas vorgeworfen, Deutsche versklavt zu haben: Während die westlichen Alliierten Industrielle wie Alfried Krupp wegen „Beschäftigung von ausländischen zivilen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen“ in Nürnberg verurteilt hätten, hätten sie Stalin „ausdrücklich zugestanden“, Deutsche „zur Zwangsarbeit zu deportieren und unmenschlich auszubeuten“. Steinbach resümierte: „Mittel-, Ost- und Südosteuropa war über viele Jahre auch nach dem Krieg noch eine gigantische Sklavenhalter-Region.“[5] Zwei Jahre später rief Steinbach mit einer Äußerung über die Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs, die als Relativierung der deutschen Kriegsschuld kritisiert wurde, einen Skandal hervor. Die BdV-Präsidentin erklärte, sie könne „es auch leider nicht ändern, dass Polen bereits im März 1939 mobil gemacht hat“.[6] Hintergrund der Äußerung war eine Debatte in BdV-Organisationen, in der es um eine angebliche Mitschuld Polens am Zweiten Weltkrieg ging.