(25.12.2007) Bereits mehrfach hatte es in diesem Herbst Versuche gegeben, innerhalb von Volksgruppen in der Türkei und in Europa Unfrieden und Hass zu stiften. Es kam am 24. Oktober in Brüssel und am 28. gleichzeitig in Utrecht (Niederlande), in Köln und in Berlin zu Angriffen auf kurdische Einrichtungen durch türkische Faschisten. Vertreter der kurdischen Gemeinde berichteten von sehr viel mehr Angriffen dieser Art überall in Europa, aber auch von einem straff organisierten Muster. Der türkische Militärgeheimdienst JITEM, so der Verdacht, könnte die Angriffe organisiert haben, um u.a. die Spannungen im irakisch-türkischen Grenzgebiet hochzuhalten.
Derweil bombardierte die türkische Luftwaffe auch heute wieder längst menschenleere kurdische Gebiete im Irak, während Premierminister Erdogan davon fantasierte das Völkerrecht gäbe ihm das Recht dazu (5). Erst kürzlich hatte Erdogan – nach einer Klageflut von türkischen Aleviten vor dem EU-Gerichtshof gegen rassistische Gesetze in der Türkei – Besserung versprochen (6). Doch die 20 Millionen Aleviten in der Türkei sind misstrauisch. Jeden Moment können die Gewalttaten der agressiv-reaktionären Gruppen gegen Minderheiten wieder losbrechen – auch auf das heterodoxe Alevitentum.
„Feige und dumm“
Bei einem alevitischen Kulturfestival zu Ehren des Dichters Pir Sultan Abdal im Sommer 1993 in Sivas erklärte der türkische Schriftsteller Aziz Nesin öffentlich, er halte einen Großteil der türkischen Bevölkerung für „feige und dumm,“ da sie nicht den Mut hätten, für die Demokratie einzutreten. Am 2. Juli 1993 setzte dann ein mörderischer, faschistischer Mob in der türkischen Stadt Sivas das Madimak-Hotel in Brand.
8 Stunden lang sahen „Polizei“ und „Feuerwehr“ des heutigen EU-Beitrittskandidaten zu, wie 35 Musiker, Dichter und Intellektuelle verbrannten. Polizisten halfen der Menge sogar, das Militär zog sich vom Ort des Verbrechens zurück. Die Mörder der alevitischen türkischen Künstler leben teilweise heute teilweise in Deutschland – ohne Strafverfolgung.