(20.Juli 2010) In den Vereinigten Staaten von Amerika operieren 1200 Regierungsorganisationen und 1900 Konzerne an rund 10.000 Örtlichkeiten innerhalb der USA im Geschäft der verdeckten Informationsbeschaffung für Geheimdienste, “Terrorismus-Bekämpfung” und “Heimatschutz”. 854.000 Staatsbürger, anderthalb mal so viele Bewohner wie in der Hauptstadt Washington wohnen, haben das Privileg “Top Secret”-Akten der Regierung einsehen zu können. (..)
Im Herzen des Militärischen Komplexes, aus dem heraus auch zwei Drittel der Spionage-Programme betrieben werden, gibt es lediglich eine Handvoll Personen, “Super User” genannt, die überhaupt Zugang zu sämtlichen Programmen haben. Diese Super User sind aber allein wegen der schieren Masse von Programmen und Informationen nicht in der Lage, diese zu verfolgen, geschweige denn einen Ablauf der Programme zu beaufsichtigen.
“Ich werde nicht lang genug leben, um über alles gebrieft zu werden”, so ein Super User zu den Reportern. Ein anderer berichtet, wie er für ein Briefing in einen winzigen Raum gebracht und ihm gesagt wurde, er dürfe sich keine schriftlichen Notizen machen. Dann sei Geheimprogramm nach Geheimprogramm über den Bildschirm gerauscht, bis er schliesslich in seiner Verzweiflung “Stop!” gerufen hätte. “Ich konnte mich an nichts davon erinnern”.
In 2009 berief das Pentagon schliesslich Lt. Gen. John R. Vines, ehemals hochrangiger Kommandeur im Irak, in Afghanistan, in Somalia sowie von den berüchtigten Sondertruppen des “Joint Special Operations Command” (Jsoc). Vines sollte lediglich die Methoden zur Überwachung der “sensibelsten” Programme des Militärs überprüfen. Doch selbst dieser Bock wollte kein Gärtner mehr sein, als er den Garten sah.
“Mir ist keine Agentur mit der Autorität, Verantwortung oder Prozedur vor Ort bekannt, um all diese zwischendienstlichen und kommerziellen Aktivitäten zu koordinieren. Die Komplexität dieses Systems trotzt jeder Beschreibung.”
Der hochdekorierte General Vines, der in mehreren Kriegsgebieten der USA Hunderttausende von Soldaten unter seinem Kommando gehabt hatte, kam schliesslich zu dem Ergebnis, dass es unmöglich sei zu definieren, ob die USA durch diesen Spionage-Komplex überhaupt sicherer seien.
“Wir können daher nicht effektiv beurteilen, ob es uns sicherer macht” (…)
Der Chef-Analyst der DNI-Behörde (ODNI) umschrieb verzweifelt, dass es sogar schwierig sei, erwiesenermaßen nutzlose interne Informationsnetzwerke abzuschalten. 60 geheime Webseiten seien immer noch online, obwohl sie längst abgeschaltet wurden:
“Wie ein Zombie leben sie immer weiter”
Viele der Berichte würden nur das wiedergeben, was sowieso im Umlauf sei
“Etwas passiert, und sie wollen ran um es zu kopieren”
so der hochrangige ODNI-Beamte Richard H. Immerman.
Selbst die NTCT-Analysten sind bekannt dafür, dass ihre Berichte schlechter als die der einzelnen Geheimdienste sind und obendrein keine Originalberichte produzieren, sondern abschreiben. Maj. Gen. John M. Custer, ehemals Spionagedirektor im Zentralkommando, brüllte während des Interviews mit der “Washington Post” rot im Gesicht und über den Tisch gelehnt, wie er dem damaligen Chef des NCTC Vice Adm. John Scott Redd eine Visite abstattete:
“Ich sagte ihm, dass nach 4 1/2 Jahren diese Organisation nicht ein einziges Stück Information produziert hat, dass mir bei der Durchführung von drei Kriegen geholfen hat.”