Der Westen will sich die Kontrolle über die reichen irakischen Ölressourcen in Kirkuk und Basra und am Golf ebenso sichern wie den Zugang zu den reichen Gasvorkommen im östlichen Mittelmeerraum, auf die auch Israel Anspruch erhoben hat. In dem Kampf um die knapper werdenden Rohstoffe und die globale Kontrolle blicken die USA über den Mittleren Osten hinaus nach Asien, das sich bisher erfolgreich westlicher Dominanz verweigern konnte. Die Neuordnung des Nahen Ostens ist lange Bestandteil militärischer Planspiele. Bereits die französische Mandatsmacht (offiziell von 1922 bis 1943, de facto zwischen 1918 und 1946) versuchte, Syrien wiederholt in ethnische und religiöse Einheiten aufzuteilen. Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden erste Pläne für einen »Neuen Mittleren Osten«, was die starke arabische Nationalbewegung und die Ost-West-Konfrontation zunächst bremsen konnte.
Solcherlei Absichten haben Bestand. Während des Libanonkrieges 2006 brachte die damalige US-Außenministerin Condoleezza Rice vergleichbare Pläne ins Gespräch. Die Leiden der Libanesen seien vergleichbar mit den »Geburtswehen des Neuen Nahen Ostens«, sagte sie. Die Region erlebe ein »konstruktives Chaos« als Vorstufe zu ihrer Neuordnung. Im September 2013 veröffentlichte die New York Times einen Artikel unter der Überschrift »Wie aus fünf Staaten 14 werden könnten«. Beigefügt war eine Landkarte des südöstlichen
Mittelmeerraums und der Arabischen Halbinsel. Aufgeteilt werden auf der Karte Syrien und der Irak, Libyen, der Jemen und – nach dem Sturz der ansässigen Monarchie – auch Saudi-Arabien. Die vorgesehenen neuen Grenzlinien verlaufen ausschließlich entlang behaupteter religiöser und ethnischer Siedlungsgebiete. Syrien könnte demnach dreigeteilt werden.