(8. September 2011) Sehr geehrter Herr Kollege Schäuble, Sie sind ein ebenso konservativer wie leidenschaftlicher und überzeugter Europäer. Und weil ich Ihnen Ihre europäische Überzeugung abnehme, weil ich vieles, von dem, was Sie hier vorgetragen haben, richtig finde, frage ich mich: Und warum haben Sie zugelassen, dass die gesamte europäische und internationale Politik und vor allem die Finanzmärkte so sehr über die deutsche Haltung zur Lösung der Krise irritiert und verunsichert wurden? (…)
Für uns Sozialdemokraten ist klar: Diesen Schub oder Neustart Europas werden wir brauchen. Er ist unausweichlich, und er ist sicher schmerzhaft für diejenigen, die künftig politische Souveränität abzugeben haben aus ihren nationalen Hauptstädten nach Europa.
Aber die Alternative dazu ist noch schmerzliche: An wen soll ein hochverschuldeter Mitgliedstaat denn seine Kompetenzen abgeben – an unsere gemeinsame EU, die demokratisch legitimiert ist, oder an anonyme Finanzmärkte, die inzwischen gegen alles wetten, was schnellen Gewinn verspricht? (..)
In der Folge werden nun die Rechnungen für das Streben nach unbegrenztem Wirtschaftswachstum auf Pump, die Gier nach maximaler Rendite und nach maßlosen Profiten geschrieben.