18.07.2014 - 17:00 [ Marco Althaus / academia.eu / Google Cache ]

Folge dem Kabel!

Der Telegraf gibt den „Engeln des Schlachtfelds“ auf der Krim Publicity. Der Telegraf wird bald zum Geburtshelfer der ersten großen internationalen NGO, dem Roten Kreuz. Rücken kann das WTB Reuter, Havas und später die Associated Press zu Kartellabsprachen bringen: Sie teilen die Welt in exklusive Gebiete auf, die noch heute sichtbar sind. Aber das WTB muss Regierungsdepeschen vorrangig senden, alle Politikberichte passieren zuerst Bismarcks Beamte, und der Staat greift bei Personal und Redaktion ein. Bismarck kann sich 1874 sogar ein Pressefreiheitsgesetz leisten: Längst hat er sich an der Quelle eingenistet. Die Presse hat zum WTB keine Alternative. Der Deal fliegt erst später auf. Verleger beschweren sich bitterlich, verlangen die Öffnung, im Reichstag fliegen die Fetzen. Doch bei der Netzpolitik bleibt der Kanzler eisern. Telegrafenamt wird zum Machtmittel Desinformation per Telegraf ist sein Metier. Schon 1870 hat er mit der frisierten Emser Depesche Krieg mit Frankreich ausgelöst. Dreist manipuliert Bismarck die WTB-Meldungen über die Kaiser-Attentate 1878, um eine Empörungswelle und eine Mehrheit für das Sozialistengesetz zu erzeugen. Neben dem WTB wird das Kaiserliche Haupttelegrafenamt – hier sitzt heute die Hauptstadt-Repräsentanz der Deutschen Telekom – zum Machtmittel.