Dass das aggressive Vorgehen zumindest der Vereinigten Staaten in der Ukraine weniger durch die Verhältnisse im Land denn vielmehr durch übergeordnete weltpolitische Überlegungen motiviert ist, hat schon im Dezember 2013 der als geheimdienstnah geltende US-Dienst Stratfor bekräftigt. „Moskau hat Washington zuletzt wiederholt diplomatisch ausmanövriert, unter anderem im Hinblick auf Syrien und die Affäre um Edward Snowden“, hieß es damals in einer Stratfor-Analyse. Washington werde sich das nicht gefallen lassen. Tatsächlich wäre Vergleichbares vor zehn Jahren, als die USA sich auf dem Höhepunkt ihrer Macht befanden, noch unvorstellbar gewesen: Weltweite Widerstände konnten die Bush-Administration nicht vom Überfall auf den Irak abhalten; Moskau musste machtlos mit ansehen, wie der Westen 2003 und 2004 in Georgien und in der Ukraine Umstürze zugunsten prowestlicher Regierungen vorantrieb. Ein Wendepunkt kam erst 2008, als es Russland gelang, Aggressionen Georgiens zurückzuschlagen und separatistischen Kräften in den georgischen Regionen Abchasien und Süd-Ossetien zum Erfolg zu verhelfen – gegen den Westen. Weitere russische Erfolge wollten die USA nun unbedingt verhindern, um die weitere Schwächung ihrer weltpolitischen Machtstellung zu vermeiden, urteilte Stratfor Ende 2013: „US-Unterstützung für die Protestbewegungen in der Ukraine ist ein Mittel, um Russlands Aufmerksamkeit auf seine Region zu beschränken“.