Fidels Bruder Raúl prangert im kubanischen Parlament einen „exzessiven Staat“ an – die Wirtschaftsreformen sieht er als einzige Rettung: Ein Startschuss zur Entstaatlichung und damit mehr Wettbewerb.
Castros Rede vor den 610 Abgeordneten war die härteste in den vergangenen Monaten. Es gehe darum, fehlerhafte Konzepte und Vorstellungen vom Sozialismus auszumerzen, die tief in der Bevölkerung verankert seien. „Sie sind Folge des exzessiven Anspruchs des Staates, für alle Bereiche der sozialen Gerechtigkeit verantwortlich zu sein.“ Diese paternalistische und auf völlige Gleichheit abzielende Politik sei nicht mehr haltbar. Der Staatschef betonte aber, dass Kuba nicht in „die kapitalistische und neokoloniale Vergangenheit“ verfalle. Die Wirtschaftsreformen seien zwar unumkehrbar, aber die Regierung werde keine Anhäufung von Kapital bei den neuen Selbstständigen zulassen: „Es gilt weiter das Primat der Planung und nicht des Marktes.“