(Januar 2004) Seit dem Staatstreich im Januar 1992 und den anschließenden Massenverhaftungen wurden Folter und extralegale Hinrichtungen zur gängigen Praxis aller algerischen Geheimdienste. Verschiedene internationale Menschenrechtsorganisationen und Persönlichkeiten des politischen Lebens alarmierten sogleich die internationale Gemeinschaft mit Berichten über diese kriminellen Praktiken. Aber den Generälen, die den Staatsstreich durchführten, gelang es, mittels der geschickten Verbindung einer
Desinformationskampagne und der Repression der Medien diese Praktiken als bloße „Entgleisungen“ im Rahmen des notwendigen „Kampfes gegen den Terrorismus“ erscheinen zu lassen. Sie konnten so hinter verschlossenen Türen jahrelang einen „schmutzigen Krieg“ gegen das algerische Volk führen: Zehntausende wurden bei Durchkämmungsoperationen und Razzien verhaftet und anschließend gefoltert. Viele von ihnen verschwanden oder wurden extralegal hingerichtet.
Es häuften sich aber immer mehr Zeugenaussagen an – von Opfern wie auch, zwar seltener, aber von entscheidender Bedeutung, von Aussteigern aus den Reihen der Sicherheitskräfte. Dadurch kristallisierte sich immer deutlicher heraus, dass sich der vorgebliche „Krieg gegen den Terrorismus“ in Wirklichkeit der Techniken des „verdeckten Krieges“ bediente, wie er von französischen Offizieren während des algerischen Unabhängigkeitskrieges von 1954-1962 konzipiert worden war: Todesschwadronen, systematische Folter, Entführungen und Verschwindenlassen, verdeckte Manipulation der Gewalt der Opposition, Desinformation, „psychologische Kriegführung“ usw.